Vor ziemlich genau zwei Jahren haben wir unsere letzte Regatta im 420er mit dem Gewinn der ISAF-Jugend-Weltmeisterschaft 2021 im Oman bestritten. Nach einem Jahr Pause mit Gastauftritten in diversen Bootsklassen und Fokus auf den Wiederaufstieg in die 1. Segelbundesliga mit dem CYC, haben wir die erste volle Saison im olympischen 49er absolviert und können nun rückblickend behaupten, dass wir in der Bootsklasse voll und ganz angekommen sind.
Aller Anfang ist jedoch schwer und so absolvierten wir unsere ersten Stunden allein und nur mit sporadischer Trainerbegleitung auf dem Chiemsee und am Gardasee. Uns war schnell klar, dass wir eine Trainingsgruppe und einen festen Trainer benötigen, der uns die ersten Grundlagen im neuen Boot beibringen kann. Glücklicherweise gab es auch andere Teams, die in einer ähnlichen Lage waren und so schlossen wir uns zuerst einem Berliner Team und anschließend der Trainingsgruppe um Ulf Lehmann aus Mecklenburg-Vorpommern an.
Die ersten Trainings des Jahres starteten wir auf Mallorca. Bei konstant soliden Bedingungen lernten wir das Boot richtig kennen. Kenterungen, blaue Flecken und viele Muskelkater erlitten wir in jener Zeit. Gerade für den Steuermann ist das Stehen im Trapez im Vergleich zum 420er eine große Umstellung. Das Erlebnis dieses neue Boot mit den höheren Kräften kennen zulernen und das Gefühl übers Wasser mit deutlich höherer Geschwindigkeit zu „fliegen“ hat jedoch jeden Tag von den anderen Strapazen abgelenkt. An der bekannten Princess Sophia Trophy konnten wir leider nicht teilnehmen, da männliche Teams nicht im 49erFX (Frauenversion mit weniger Segelfläche) teilnehmen durften. – Wir segelten zu diesem Zeitpunkt noch die kleinere Version, um uns an das Boot zu gewöhnen. – Trotzdem nutzen wir die Möglichkeit den Profis bei Trainingswettfahrten und an Land über die Schulter zu schauen.
Mitte April kehrten wir nach Deutschland zurück und verlagerten unseren Trainingsort nach Warnemünde, Rostock. Unzählige Male legten wir den langen Weg queer durch Deutschland zurück. Der ersten Anfangseuphorie, folgte Monotonie. In jenen Tagen gingen wir auf Wasser, werkelten am Boot, absolvierten Sporteinheiten im Kraftraum und hielten Besprechungen.
Die Kieler Woche Mitte Juni beendete diese Phase. Unsere erste und letzte Regatta im 49er FX stand an. Während es am Start deutlich anders an der Linie zugeht, stellten wir auf der Kreuz aus taktischer Sicht wenig Unterschiede zum 420er fest. Die Vorwindkurse sind hingegen geprägt von der Suche nach freiem Wind und dem richtigen Winkel der Anliege Linien der Leetonnen. Wir verfehlten sie öfters und verloren leider in diesem Abschnitt mehrere Plätze. Nach sechs Rennen zogen wir mit drei Podiumsplätzen in das Medal Race der Top 10 ein und beendeten die Regatta superglücklich auf selbigen Platz. Super Einstand!
Der Jahreshöhepunkt war die sich anschließende Junioren Weltmeisterschaft in Travemünde. Bei wechselnden Bedingungen, teils böigen und drehenden Winden, wurde uns alles im mittlerweile großen Rigg abverlangt. Der letzte Qualifikationstag lief leider nicht so gut und so verpassten wir die Goldfleet der besten 30 Teams nur knapp. Souverän segelten wir anschließend die Finals auf dem zweiten Platz nach Hause. Platz 32 in der Gesamtwertung und Rang 17 in der U21-Wertung waren nach wenigen Monaten Training ein akzeptables Ergebnis!
Zum Abschluss der Saison reisten wir ohne Zwang und Erwartungen nach Vilamoura, Portugal zur Senioren Europameisterschaft. Frei nach dem Motto: Einfach schauen, mitmischen und Erfahrungen sammeln und gegen die weltbesten 49er Segler zu segeln, gingen wir an den Start. Bei überwiegend schwachen Windbedingungen ist uns dies super gelungen.
Mit Platz 35 in der Gesamtwertung von 91 Teilnehmern, dem 5. Platz in der U23 Wertung und als 4. bestes deutsches Boot, sind wir nach einem Jahr wirklich im 49er angekommen.
In der kommenden Saison wollen wir weiter intensiv trainieren, unser Crewgewicht steigern und uns in allen Belangen rund ums Segeln professioneller aufstellen. Dazu starten wir bereits am 03. Februar mit dem Training in Vilamoura.
Wir halten euch auf dem Laufenden!
Flo & Jannis